Integrative Körpertherapie - München

B e r ü h r e n

Was bedeutet Berührung ?

Was heißt es eigentlich, "in Berührung" zu sein, sich berühren zu lassen oder berührt zu werden? Lasse ich mich nur äußerlich berühren, oder berührt mich etwas auch innerlich? Rührt es mich an? Be-rührt, d.h. be-wegt es mich? Und haben wir nicht alle auch etwas Angst vor Be-wegung, vor Veränderung im Leben, vor dem Ungewissen?


Wann fühlt sich mein Herz berührt, wann meine Seele? Kann und will ich es überhaupt zulassen, daß mich ein Anderer / eine Andere berührt? Wie berühr-bar bin ich selbst? Kann ich es wirklich geniessen, kann ich mich dieser Berührung hingeben, oder macht es mir Angst?  Wo werde ich gerne berührt und wo fühlt es sich unangenehm an? Wie fühlt sich die Berührung von einem Mann an, wie die von einer Frau? Wie ist es, von einem "Fremden" berührt zu werden, wie von meiner Liebespartnerin? 

Und so findet sich inmitten all dieser Fragen ein ganz großes Bedürfnis,  eine Sehnsucht nach Nähe, nach Verbundenheit.

Berührung bedeutet in Kontakt sein mit der Welt "da draußen", aber auch mit unseren "inneren Welten", unseren Empfindungen, Gefühlen, Gedanken und Erinnerungen. Jeder Mensch braucht Berührung. Sie ist ein Grundbedürfnis wie das Atmen, unsere Nahrung und das Wasser, sagt der Psychodermatologe Prof. Dr. Uwe Gieler, und betont dabei die elementare Qualität dieser wunderbaren "Haut-Sache". Ohne Berührung sterben wir zwar nicht unmittelbar, aber wir verkümmern langsam, zuerst emotional, später körperlich.


Wir haben (zumindest im Westen) verlernt, unserem ursprünglichen Bedürfnis nach menschlicher Berührung nachzugehen. Körperliche Berührungen tauschen wir meist nur noch innerhalb der Partnerschaft aus, oftmals nur in Verbindung mit Sexualität. Wir begnügen uns mit den Ersatzbefriedigungen der Konsumgesellschaft. Unsere Berührungswelt  reduziert sich immer mehr auf die ergonomischen Bedienungsflächen! Die Berührungskultur verfällt, der Tastsinn gehört Ende des 20. Jahrhunderts zu den aussterbenden Sinnen. Die Medienwelt ist eine visuelle Welt. Wir laufen Gefahr, in einer zunehmend virtuellen Welt körperlich zu verhungern.

Die Sprache der Berührung

Der US-Forscher und Pharmakologe Saul Schanberg erklärt dazu:  "Die Berührung ist 10 mal intensiver, als der verbale oder emotionale Kontakt. Kein anderes Sinnesorgan stimuliert uns so sehr, wie der Fühl- oder Tastsinn. Dafür gibt es eine biologische Grundlage: Wenn sich die Berührung nicht gut anfühlte, gäbe es keine Artenvielfalt, keine Eltern, kein Überleben. Wenn uns das Berühren und Erkunden des anderen nicht gefiele, gäbe es keinen Sex.  ...  Berührung ist nicht nur ein grundlegendes Bedürfnis, sondern der Schlüssel für das Überleben unserer Art".

Wie die Neuro-Wissenschaft bestätigt, ist Berührung der früheste und entscheidendste Aspekt in der Entwicklung des Menschen. Sie ist das Grundnahrungsmittel für die Gehirnentwicklung und somit für unsere Persönlichkeit und Intelligenz.

Mit ihren ca. 1,6 qm Ausdehnung und ca. 5 Millionen Nervenendigungen ist die Haut unser größtes Sinnesorgan. Die Berührung über die Haut  (beginnend bereits im Mutterleib) ist unsere erste Sinneswahrnehmung. Sie bleibt uns ein Leben lang erhalten und sie kann auch nicht abgeschaltet werden. Sie ist unsere erste Sprache und sie erzählt von Sicherheit und dem Geliebtwerden.

Die Wirkung von Hautkontakten auf unser System wird seit mehr als 15 Jahren vom Touch Research Institute in Miami (USA) untersucht. In über 100 Studien wurde die Wirkung von Berührung und insbesondere von regelmäßiger Massage auf Beschwerden und Krankheiten wie PMS, Migräne, Asthma, Diabetes, Krebs, usw. untersucht. Das Ergebnis war eine signifikante Schmerzreduktion, eine verbesserte Immunabwehr und eine vermehrte Produktion von natürlichen Killerzellen. Der Stress Hormon Level (Cortisol) nahm ab, die Vagusaktivität nahm zu und es kam zu einer vermehrten Ausschüttung der "Glückshormone" Serotonin und Dopamin, sowie des "Kuschelhormons" Oxytocin. Positive EEG Veränderungen, weniger Ängste und mehr Lebensqualität wurden verzeichnet.

Berührungen wirken natürlich nicht nur auf der bio-chemischen, sondern auch auf der mechanisch-funktionalen Ebene. So verbessert Massage die Funktion der Haut und des gesamten Gewebes, sie beeinflusst den Muskeltonus und den Zustand der Faszien, Sehnen und Bänder. Verklebungen zwischen den Gewebeschichten können gelöst werden und die Durchblutung und Lymphdrainage verbessern sich insgesamt. Die im Gewebe gespeicherten Abfallprodukte können ausgeschwemmt werden.

The Healing Touch

Berührung gehört zu den ältesten Heilmethoden der Welt. So schrieb der griechische Arzt Hippokrates schon etwa 400 v. Chr.: " Der Arzt muss in vielen Dingen bewandert sein, vor allem im Reiben". Die sogenannten "Handheiler" (griechisch "kheirourgos", Ursprung unseres Wortes "Chirurg") genossen hohes Ansehen. Über die Jahrhunderte war die Praxis des "Handauflegens" zu Heilungszwecken etwas ganz Selbstverständliches.

Erst mit dem Herannahen der Aufklärung, der zunehmenden sexuellen Tabuisierung und der Entwicklung der Medizintechnik kamen die Be-Hand-lungen bei uns zunehmend in Vergessenheit. Der vorherrschende Körper/Geist Dualismus hat uns die (präverbale) Sprache der Berührung verlernen lassen. Wir "haben" ja schließlich einen Körper, wir "sind doch nicht unser Körper"... So sind wir nicht mehr "in touch", weder mit unserem eigenen Körper, noch mit den Menschen um uns herum. "Ganzheitliche" Therapie- Ansätze haben damit bei uns im Westen einen schweren Stand. Der IQ wird ja immer noch mit intellektueller Intelligenz gleichgesetzt, wenn wir uns auch in zunehmendem Masse der emotionalen Intelligenz ("EQ") bewusst sind, und sogar von einem "Berührungs-IQ" die Rede ist.

BodyMind

Anders dagegen in vielen asiatischen Kulturen. Die radikale Aufspaltung in Körper und Geist existiert dort nicht in dieser Form. Leib und Seele müssen gemeinsam geheilt werden. Jede seelischen Empfindung (jede Traurigkeit, jede Angst) ist zugleich auch körperlich (sie findet sich in unserer Mimik, unserer Körperhaltung), und jede körperliche Regung ist Seelisches (wenn wir z.B weinen als Ausdruck unserer Trauer).

Deshalb orientiert sich die fernöstliche Medizin auch nicht so sehr an einem analytisch-wissenschaftlichen Verständnis des Körpers, sondern eher an Energiefeldern und -linien (Meridianen) und am Vorhandensein und der Kräftigung der universellen Lebenskraft Chi. In Asien scheint es wichtiger zu sein, "dass" etwas funktioniert, als "warum" dem so ist.

Bei uns hingegen zählt etwas nur, wenn es auch erklärbar ist. Somit steht die "Sprache der Berührung", die ja eigentlich auf einer präverbalen Ebene angesiedelt ist, bei uns unter einem intellektuellen Rechtfertigungszwang. Und der "Verband der Osteopathen Deutschlands" z.B. tut sein Möglichstes, um die "Haut-Sache" wieder "wissenschaftlich salonfähig" zu machen...

Fest steht bei all dem jedoch, dass die "Berührungs-Therapien" auch bei uns im Heilwesen wieder eine immer wichtigere Rolle spielen. Egal, ob es sich um Shiatsu, Osteopathie, manuelle Schmerztherapie, Rolfing, Reichianische Körperarbeit, Körperpsychotherapie, oder eine Esalen Massage handelt, es zeigt sich, dass Heilen durch Berührung auf vielfältige Weise erfolgen und total "unter die Haut" gehen kann. 

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Berührung ist das wesentliche Element meiner Behandlungen.                   Egal, ob gesund, krank, neugierig, ängstlich, freudig:                                    Sie sind eingeladen...

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Lassen Sie sich berühren, vom Leben...                                            immer wieder aufs neue...                                                                    ein Leben lang...

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Wanderer, worshipper, lover of leaving.
It doesn't matter.
Ours is not a caravan of despair.
Come, even if you have broken your vow
a thousand times
Come, yet again, come, come.

  Mevlana Jalaluddin Rumi                   

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